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Bret A. Johnston – Justins Heimkehr

Justin, 12 Jahre alt, wurde entführt.
Vier Jahre später kehrt er zurück.
Alles ist wie vorher und trotzdem ist alles anders:

der Vater, die Mutter, der jüngere Bruder, der Großvater – alle haben nach ihm gesucht und jeder hat seinen eigenen Weg gefunden, um den Verschwundenen zu trauern.
Als Justin überraschend ganz in der Nähe seines Heimatortes bei seinem Entführer gefunden und befreit wird, kehrt er, scheinbar unversehrt, in eine Familie zurück, die in den vergangenen Jahren gelernt hat, mit diesem Verlust zu leben. Und schon bald nach der ersten Überraschung und einer fassungslosen Freude stellen sich den Angehörigen viele Fragen.

Wie kann man eine solche Vergangenheit verarbeiten?
Wie nimmt man den wiedergekehrten Sohn auf?
Was hat er während der Zeit der Entführung erlebt?
Nur seiner Psychologin vertraut er sich an. Seine Familie ist darauf angewiesen, sich Justin behutsam zu nähern und ist selber noch kaum in der Lage, sich der neuen Situation zu stellen.
Und welche Gedanken hegt man gegenüber dem Täter, der sich vor Gericht verantworten werden muss?

Der in Corpus Christi an der texanischen Küste angesiedelte Roman von Bret Anthony Johnston „Justins Heimkehr“ beleuchtet all diese unterschiedlichen Emotionen in einer variantenreichen und gut austarierten Erzählstruktur, die auch den Leser dazu verleitet, sich in die handelnden Personen einzufinden.

Ein Pluspunkt der Geschichte ist, dass die Frage nach der Schuld des Entführers außen vor bleibt. Diese ist klar definiert und unverrückbar, die Person kann somit schemenhaft im Hintergrund verbleiben. Johnston konzentriert sich auf wenige Haupt- und Nebenfiguren, deren Betroffenheit und den individuellen Umgang mit der ungewöhnlichen Situation.

Roman oder Krimi? Bei einem solch dichten und spannenden Leseerlebnis muss man diese Genre-Einordnung nicht zwingend vornehmen.


Bret Anthony Johnston „Justins Heimkehr“
Aus dem Englischen von Sylvia Spatz
C.H. Beck-Verlag, 2016, € 21,95