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Philipp Oehmke – Schönwald

Ruth Schönwald vertritt die Überzeugung, dass „das ewige Besprechen der Probleme… die wahren Wunden verursacht (…), sie mit aller Kraft zu ignorieren sei dagegen eine bewährte Überlebensstrategie.“ Ihr Ehemann Harry, der pensionierte Staatsanwalt sieht das ähnlich – sein Verhalten gründet sich ebenfalls auf ein gutes Maß an Selbstüberzeugung, Wohlstand und Dickfelligkeit.

Und die Nachkommen Chris, Karolin und Benni?

Karolins Eröffnung eines queeren Buchladens in Berlin gerät zu einem Fiasko, der jüngste Sohn Benni steckt in der Uckermark´schen Provinz frustriert in der Ehe mit Emilia fest, der superreichen Millionärstochter. Hochschulprofessor Chris, von der linksliberalen Columbia University in Unehren entlassen, wechselt in das rechte MAGA-Lager der Trump-Anhänger.

Und der macht sich so seine Gedanken:
„ … und trotzdem schwamm am Ende alles wie loses Treibholz durch die Gegend, die Kinder orientierungslos, die Mutter eine andere, und wer weiß, was sein Vater noch für Geheimnisse hatte. Und keiner hatte mehr den Überblick, was der eine über den jeweils anderen wusste. Jedenfalls konnte Chris nicht mehr sagen, wer welche Version über ihn kannte und welche Geheimnisse er von seinen Eltern und Geschwistern erfahren hatte, die anderen Familienmitgliedern wiederum unbekannt waren.“

Mit ständig überraschenden Twists unterhält der Autor die Leserschaft und erschafft das flirrende Gesellschaftsportrait einer Gegenwartsfamilie, die so ihre Probleme mit Nähe und Wahrheit hat.

Das höchst erstaunliche Romandebüt des 1974 geborenen Journalisten Philipp Oehmke besticht durch sprachliche Liquidität, originelle Wortschöpfungen und präsentiert hier unbekümmert große Familien-Themen frisch und leichtfüßig – ein Genuss!

Piper-Verlag 2023 / € 26,00