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Norbert Scheuer – Winterbienen

Der mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedachte Schriftsteller Norbert Scheuer arbeitet in seinem neuen Roman ein persönliches Kapitel seiner Familiengeschichte auf und wie in seinen vorhergehenden Büchern ist erneut der kleine Eifelort Kall Schauplatz des neuen Buches.

In Tagebuchaufzeichnungen begleiten wir den Lehrer Egidius Arimond durch das Kriegsjahr 1944. Frühzeitig aus dem Schuldienst entlassen konzentriert sich der Latein- und Geschichtslehrer auf die Hege seiner Bienenvölker, die er regelmäßig an verschiedenen Standorten in der Nähe seines Hauses bis hin zur belgischen Grenze aufsucht. Bei den Fahrten dorthin bringt er – in präparierten Bienenstöcken versteckt – Juden nach Belgien. Mit dem so verdienten Geld aus diesen höchst riskanten Touren kann er sich die notwendigen Medikamente gegen seine Epilepsie beschaffen. Durch die regelmäßigen Anfälle geschwächt befindet er sich jedoch in mehrfacher Hinsicht in Gefahr: einerseits verliert er im Dorf an Achtung, da er anders als die übrigen männlichen Bewohner keinen Wehrdienst leistet. Andererseits geht er durch die Beschaffung der Medikamente das Risiko ein, dem Euthanasieprogramm der Nazis zum Opfer zu fallen. Seine heimlichen Frauengeschichten erhöhen den Ernst der Lage zusätzlich.

Scheuers Roman ist eine leise erzählte Geschichte: eindringlich durch ihre wachsende Spannung, lehrreich durch ihre Beschreibung der Bienenzucht und dazu höchst menschlich in der Darstellung von Arimonds Leben und dessen ambivalenten Überzeugungen. Durch sein Tagebuch zwischen Januar 1944 und Mai 1945 erleben wir so beispielhaft, was letztlich jeden Menschen ausmacht, ob in Kriegs- oder Friedenszeiten: ein individuelles Streben nach dem Leben.

Die dem Buch nachstehenden Anmerkungen des Autors helfen, den Inhalt des Romans historisch einzuordnen.

Norbert Scheuer, Winterbienen / C.H. Beck Verlag 2019 € 22,00