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Lisa McInerney – Glorreiche Ketzereien

Typisch irisch?

Maureen Phelan erschlägt versehentlich in ihrer Küche den Einbrecher Robbie O`Donovan. Ihr großkrimineller Sohn Jimmy Phelan entsorgt die Leiche mit Unterstützung von Tony Cusack, einem kleinkriminellen Vater von sechs halbwüchsigen Kindern. Dessen Nachbarin, die höchst unsympathische Tara Duane ist bestens bekannt mit allen Prostituierten der Stadt, so auch mit Georgie, der minderjährigen Freundin von Robbie, die von dem ebenfalls noch unflüggen Ryan, Tonys Sohn, den Stoff für ihre traurigen Hurenträume bezieht.

Das ist die sehr reduzierte Kurzfassung des glorreichen irischen Romans der jungen Autorin Lisa McInerney, die trotz einer sympathisch schriftstellerischen Zugewandtheit ihre Figuren – und die oben genannten sind nur ein Teil des skurrilen Personals – über einen Zeitraum von 5 Jahren durch ein Cork der irischen Gegenwart taumeln lässt.

Wer Irland auf ein Land aus grünen Hügeln, sanften Schäfchen(wolken) und lustigen Trinkern in heimeligen Pubs reduzieren möchte, der wird hier auf sehr direktem Weg in die Realität eines durch die Wirtschaftskrise geschüttelten und kaputten Irlands geschickt. Ein Pleitestaat voller desillusionierter Menschen, abhängig von Stütze und gefangen im Strudel von Gewalt, Obsession, Drogen und Bigotterie. Kein schönes Bild, das sich hier bietet.

Trotz aller dunklen Seiten dieses Buches schafft Lisa McInerney, den Leser zu fesseln und für die zwischenmenschlichen Abgründe und Zuneigungen zu interessieren. Niemand ist hier nur schlecht, niemand ist nur arm und für manch einen gibt es am Schluss Hoffnung in diesem irischen Desaster.

In einer der Dramatik angemessenen, gelegentlich drastischen Erzählweise und Sprache führt uns die Autorin durch dieses beeindruckende Buch – sehr lesenswert.


Lisa McInerney, Glorreiche Ketzereien
Liebeskind Verlag € 24,00 / Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrenz